Die im 15. Jahrhundert aus Spanien vertriebenen sephardischen Juden siedelten sich zu großen Teilen im damaligen Osmanischen Reich an. Bemerkenswert aus heutiger Sicht: Es war ein Moslem, Sultan Bajezid II., der die Einladung zur Ansiedlung aussprach. Vor allem Thessaloniki wurde über die nächsten Jahrhunderte quasi zu einer jüdischen Stadt (auch Jerusalem des Balkans genannt), in der ein Großteil der Bevölkerung sephardische Juden waren. Bis zur deutschen Besatzung und dem darauffolgenden systematische Abtransport und der Vernichtung des jüdischen Teils der Bevölkerung.
Ich will hier gar nicht mehr schreiben, da die Geschichte viel zu traurig ist, um auf einem Foodblog ausgebreitet zu werden. Wen das Thema interessiert, Wikipedia ist ein guter Einstieg, z. B. hier. Für mich bleiben die Sephardim mit ihrer eigenen Sprache (Ladino), ihrer Kultur und natürlich auch mit ihren Essgewohnheiten ein integraler Bestandteil des Melting-Pots Balkan. Als wir dann kürzlich im Kochbuch „Die moderne jüdische Küche“ von Leah König die sephardischen Lauchkeftedes (Keftedes de Prasa) entdeckt haben, musste ich sie einfach ausprobieren. Ich bin selbst gespannt, wie sie sich zusammen mit pürierten Karotten mit Orange und Ingwer machen (aus demselben Kochbuch).
Hier also unser Rezept (in leichter Variation zum genannten Kochbuch).
Zutaten
Keftedes de Prasa
- 3 Stangen Lauch
- 3 Eier
- 1 Brötchen
- ½ Teelöffel gemahlenen Korianders
- Olivenöl, z. B. von Moires aus dem Paket von MonthlyFlavors)
- ½ Teelöffel Oriental Salt von MonthlyFlavors
- 1 Zitrone
- Pfeffer
Im Originalrezept kommt noch Koriandergrün vor, das wir leider nirgendwo gefunden haben. Oriental Salt kam natürlich nicht vor, sondern Zimt und Salz.
Pürierte Karotten mit Orange und Ingwer
- 700 g Karotten
- 200 g Pastinaken
- 1 EL Zucker
- 60 ml Olivenöl
- 1 EL fein geriebener Ingwer
- 2 Knoblauchzehen
- 100 ml frischer Orangensaft
- Salz, Pfeffer
Zubereitung
Das ist alles hochkompliziert. Daher erstmal zur Entspannung, Konzentration und als Gegenpol zum aufwändigen Gericht eine minimalistische Eule legen:
Bei der Zubereitung habe ich versucht, sie etwas zu parallelisieren, was mich an die Obergrenze meiner Küchenwerkzeuge und Töpfe gebracht und den Stresslevel stark erhöht hat. Hier aber die beiden Bestandteile separat voneinander.
Lauchkeftedes
Lauch kleinschneiden und in einem mittelgroßen Topf zusammen mit etwas Salz und genug Wasser zum Kochen bringen. Dann köcheln lassen. Laut Anleitung 6-8 Minuten, aber ich fand 12-15 Minuten sind besser.
Parallel kann man das Brötchen etwas einweichen.
Dann die 3 Eier aufschlagen und mit Koriander, Oriental Salt und Pfeffer verrühren. Vermutlich kann man hier noch mehr Gewürze verwenden, wie Minze, Chili etc., aber das haben wir uns fürs nächste Mal aufgehoben.
Brötchen, Eier und Lauch gut vermengen. Das ist dann quasi der Teig.
Satt Olivenöl in eine Pfanne geben und auf mittlerer Hitze heiß machen. Die Keftedes formen sich selbst, indem man pro Kefte einen Esslöffel Teig ins heiße Fett legt. Dann von beiden Seiten ca. 2 Min braten. Das Spielchen widerholen, bis man den Teig aufgebraucht hat (bei mir reichte er für ungefähr 15 Keftedes).
Zum Abtropfen empfiehlt es sich, die Keftedes auf Küchenpapier auf einen Teller zu legen.
Das Karotten-Pastinaken-Orange-Ingwer-Püree
Karotten und Pastinaken kleinschneiden und in einen großen Topf mit Wasser, Zucker und Salz auf mittlerer Hitze heiß werden lassen. Ca. 15-20 Minuten (oder auch länger) köcheln lassen, bis die Karotten und Pastinaken weich sind.
Vor dem Abgießen etwas von dem Wasser aufbewahren.
Orange auspressen.
Knoblauch und Ingwer kleinschneiden und zusammen mit der Butter etwas schmoren lassen.
Alles zusammen unter Zugabe von Salz und Pfeffer in einem Mixer pürieren. Je nach Bedarf noch etwas von dem Wasser dazugeben, bis das Ganze ein richtiges Püree ergibt.
Fertig!
Kochmusik:
Peace Orchestra von Peter Kruder.
Getränk:
Diesmal haben wir frisch gepressten Orangensaft dazu getrunken.
Fazit:
Das war mit Abstand das aufwändigste Gericht, das ich bisher gemacht habe. Und dann musste ich noch zwischendrin twittern…
Aber es hat sich gelohnt.
Mjamjam!