Proustscher Trachanas

In der Sekunde nun, als dieser mit Tomaten gemischte Happen Goji Berry Trachanas aus der letzen Box von MonthlyFlavors meinen Gaumen berührte, zuckte ich zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in mir vollzog. Ein unerhörtes Glücksgefühl, das ganz für sich allein bestand und dessen Grund mir unbekannt blieb, hatte mich durchströmt. Mit einem Schlage waren mir die Wechselfälle des Lebens gleichgültig, seine Katastrophen zu harmlosen Missgeschicken, seine Kürze zu einem bloßen Trug unsrer Sinne geworden; es vollzog sich damit in mir, was sonst die Liebe vermag, gleichzeitig aber fühlte ich mich von einer köstlichen Substanz erfüllt: oder diese Substanz war vielmehr nicht in mir, sondern ich war sie selbst.

Kurz: ich hatte einen echten Proustschen Moment (oder Madeleine-Moment). Der obige Text ist natürlich geklaut. Wer sich wundert, hier die Madeleine-Episode von Proust.

Für die, die (wie ich) Proust nie gelesen haben: Man könnte auch von einem Ratatouille-Moment sprechen, in Anspielung an die Szene aus dem Zeichentrickfilm „Ratatouille“, in der der Oberkritiker einen Flashback beim Testen des Gerichts erlebt.  Was ich übrigens auch nicht wusste, es scheinen beide auf den sogenannten unfreiwilligen Speicher des Pychologen Hermann Ebbinghaus zurückzugehen.

Tatsächlich hatte ich Trachanas seit bestimmt 20 Jahren nicht mehr gegessen und ich erinnerte mich beim Essen unwillkürlich an meine Jugend in Griechenland und an meine Oma Eleni. Eine schöne Erinnerung.

Bevor ich es vergessen: Trachanas sieht ein bisschen wie Bulgur aus und wird aus Milch und Weizenschrot hergestellt. Und in unserem Fall aus Schafsmilch und Goji-Beeren. Es ist zwar nicht ganz klar, woher Trachanas kommt, aber die Zubereitung ist schon seit der Antike bekannt. Laut Wikipedia erwähnt  der römische Feinschmecker Marcus Gavius Apicius (* um 25 v. Chr.; † vor 42) in seinem 6. Kochbuch gekochtes Huhn in Milch und tracta, das aus dem griechischen traganos (τραγανός) übernommen wurde. Falls man Trachanas selbst herstellen will, empfehle ich gerne den Beitrag auf dem Blog Zitronen und Olivenöl.

Aber nun zum Rezept.

Zutaten

zutaten

  • 125 gr Trachanas
  • 500 ml Wasser (ca. 1:4 im Verhältnis zum Trachanas)
  • 4 Tomaten und etwas Tomatenmark
  • 1 Zwiebel
  • 1 Brühwürfel
  • Griechisches Olivenöl
  • Salz, Pfeffer, Oregano

Zubereitung

Erstmal eine Eule legen:

eule

Zwiebel kleinschneiden und in etwas Olivenöl anbraten.

Tomate kleinschneiden und zusammen mit dem Wasser und allen anderen Zutaten dazu geben. Kontinuierlich rühren, da der Trachanas sehr schnell eindickt. Wasser parat halten, falls man etwas mehr dazugeben muss.  Das Prozedere dauert ca. 30-40 Minuten.

Fertig.

Wir hatten dazu noch extra Schafskäse und Oliven, das passt sehr gut dazu.

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Wein

Diesmal gab es einen Württembergischen Wein, einen Lauffener Katzenbeisser von 2013.

 

Kochmusik

Balkan Big Beats von Äl Jawala

Fazit

Sieht nicht sehr spektakulär aus, schmeckt aber sehr lecker.

Mjamjam!