Nach dem Erfolg des Gerichts mit Leber und dem Chutney von Jukeros aus dem Paket von MonthlyFlavors, wollte ich noch ein anderes Gericht ausprobieren, zu dem Chutney passen könnte. Lamm geht immer, dachte ich mir und habe nach griechischen Lammgerichten recherchiert, um nicht einfach wieder Lamm im Backofen zu machen. Dabei bin ich auf das sogenannte Gioúlbasi (Γκιούλμπασι) gestoßen – grob: Lamm mit Käse in Backfolie gegart.
Bei meinem Versuch, die Etymologie des Wortes herauszufinden, bin ich allerdings gescheitert. Ein Blogger (offensichtlich von der Peleponnes) behauptet, dass das Gericht traditionell aus Patras kommt und vom türkischen Wort Yılbaşı abgeleitet ist, was so viel wie „Neujahr“ heißt. In einem Nebensatz differenziert er noch nach der Art der Zubereitung im Tongefäß (Patras) und in Pergamentpapier (dann kommt es aus Smyrna!). Hm.
Eine andere Bloggerin bring das türkische Wort gül (Rose) als Wortquelle ins Spiel, aber das ergibt auch keinen Sinn, da Rose weder Zutat ist noch das Gericht nach Rosen riecht. Passender (und banaler) ist wohl das türkische Wort kulbast, was so viel heißt wie Kotelett oder gebratenes Fleisch. Da das Fleisch in unserem Fall aber nicht gebraten wird und es auch keine Koteletts sind, habe ich auch mit dieser Erklärung ein Problem.
Ein anderer Blogger verortet das Gericht ganz klar nach Smyrna. Und nach Zypern, wo es als Hauptgericht bei Hochzeiten serviert werde (?!). Leider auch ohne Erklärung des Wortes. Weitere Recherchen führen nach Korfu, Kreta und in weitere Regionen Griechenlands. Mal mit zwei, mal mit drei Fleischsorten, mal im Backofen (Tontopf), mal in Kohle unter der Erde, mal in Pergamentpapier oder Alufolie. Wie dem auch sei, es scheint sehr beliebt zu sein, auch ohne dass jemand genau weiß, woher es kommt. Falls einer unserer Leser noch andere Erklärungsversuche hat, gerne.
Hier also unser traditionelles Karlsruher Gioúlbasi mit Chutney.
Zutaten
- 975 g Lammfleisch, grob geschnitten (man kann aber auch 1 kg nehmen)
- 200 g Pecorino (eigentlich Graviéra oder Kefalotýri, aber das gibt es hier ja nicht)
- 4-5 Knoblauchzehen
- Oregano, Rosmarin, Thymian
- Salz, Pfeffer
- 500 g Kartoffeln
- 5-6 Urkarotten
- 2-3 Zwiebeln
- Apfel-Tomaten-Chutney
Zubereitung
Erst mit den Backofenkartoffeln (Beilage) anfangen. Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln schälen und kleinschneiden. Eule legen!
Alles in ein Backblech, viel Öl dazu und Salz, Pfeffer und etwas Oregano dazu geben. Im Backofen bei ca. 200 Grad 40-50 Min. backen (ab und zu schauen und umrühren).
Parallel das Hauptgericht: Eigentlich brät man das Fleisch nicht an, wir haben es aber dennoch gemacht, um die Garzeiten etwas zu beschleunigen. Also Fleisch anbraten (ohne Fett). Käse in grobe Würfel schneiden und dann Fleisch, Käse, Gewürze in eine (oder zwei) Lagen Backpapier gut verpacken und zuschnüren. Alles auf ein zweites Blech ebenfalls in den Backofen tun und ca. 30 Min. garen lassen.
Servieren und fertig. Chutney nach Belieben dazu geben.
Kochmusik
Pétros Gaitános‘ „Agéras, Erotas und Almýra“. Traditionelle Lieder aus Kleinasien (Smyrna), Konstantinopel, der Ägäis und dem Marmarameer (Propondída) .
Fazit
Eigentlich Mjamjam, aber der Pecorino hatte einen zu starken Eigengeschmack, sodass wir das Rezept das nächste Mal doch anpassen müssen. Insofern wird diese Tradition, die so vielversprechend begann, ein überraschend frühes Ende nehmen oder sich zu etwas anderem weiterentwickeln (beispielsweise mit Schafskäse). Aber: Versuch macht kluch.